Rossinger und ihre Schlitten

Hohe Erwartungen an das Zeller „Pferdeschlitten- und Brauchtumsfest“, die sogar noch übertroffen wurden. Vom legendären Pferdeschlittenumzug im 14er Jahr wird man im Pinzgau sicher noch lange erzählen. Auf jeden Fall wird es einmal ein historisches Ereignis wie das „Altpinzgauer Pferdeschlittenschaufahren“ beim ersten Wintersportfest 1902.

Viele Rossinger-Familien sind seit damals dabei, jede Generation präsentiert wieder stolz ihre Pferde und Schlitten. Trachten, Goaßl und Böndl sind seither weitgehend gleich geblieben, das macht auch die Faszination der Veranstaltung aus. Das ist kein Brauchtumskitsch und keine Touristenshow, die rund 100 teilnehmenden Gespanne sind alteingesessene Pferdeliebhaber.

Es gab so viel zu schauen, fotografieren, bekannte Gesichter begrüßen – am liebsten hätte man den Zug noch einmal gesehen, wer weiß, was man alles verpasst hat!. Unter anderem ist mir leider kein Mann mit dem neu adaptierten Pinzgauer Rock untergekommen. Die neue Version des alten Jankers wurde gerade in allen Medien vorgestellt. Sie soll dem weit verbreiteten Schladminger Konkurrenz machen, der hier quasi ein Fremdling, ein Zuagroaster ist. Aber ich muss gestehen, Manderleit mit einem Pelz am Hals, selbst wenn es eine glückliche Ziege gewesen sein sollte, das erscheint gewöhnungsbedürftig…

Eine Glanzleistung der Veranstalter und der Mitarbeiter vom Bauhof Zell am See, die die Strecke den widrigen Wetterverhältnissen zum Trotz präpariert haben. Aber dem Vernehmen nach waren manchen Besuchern 5 Euro Eintritt trotzdem zu viel! Naja, Leute, dann müsst ihr euch damit begnügen, was das Fernsehen euch zeigt.

Harte Konkurrenz übrigens, die Leute mit der Filmkamera. Spitzenposition am Balkon vom Cafe Mosshammer, direkt neben dem Landeshauptmann, zu ihren Füßen die Gespanne. Vorsichtige Frage an den gestrengen Hüter, ob es wohl möglich wäre, dass man auch … „Mit dem Fernsehen kannst du nicht mithalten, so schaut’s aus,“ beschied der Schütze. Ja, leider, das ist der Zeitgeist, aber mir ist ein gutes Foto allemal wichtiger …

Trachtenschlittenfest-110

Die Fotos gäbe es übrigens nicht, hätte der Schutzengel der Kameraleute nicht wieder mal vollen Einsatz geleistet! Bernhard Gliber, Retter in der der Fotografen-Not, hat am Sonntag extra geöffnet und mit Speicherkarten, Akkus, Batterien etc. ausgeholfen. Trotz Reserveakku hat auch diePinzgauerin seine Dienste in Anspruch nehmen müssen. Danke Bernie!

 

 

 

 

 

Radioparty

Moderator Franz Grießner wendet sich verschwörerisch an die Schar Kinder, die sich um den Übertragungswagen des ORF versammelt hat. Gerade hat er den Volksschülern demonstriert, was beim Radio ein „Manggei“ ist, nun schickt er sich an, mit ihnen ein Lied zu üben.

Ein besonderes Lied, für eine besondere Weißbacherin, wo Radio Salzburg am 22. Jänner seinen Gemeindetag veranstaltet. „Heute genau vor 50 Jahren ist Marianne Hengl hier geboren“, erzählt er den Kindern. Und die Jubilarin reist extra für den Gemeindetag aus Innsbruck an, denn gefeiert wird mit der Familie erst am Wochenende. Aber natürlich ließ sie sich nicht lange bitten, auch zu diesem Anlass in ihre Heimatgemeinde zu kommen.

„Wollt ihr lieber auf Englisch oder Deutsch singen“, fragt der Franz inzwischen. Man einigt sich auf „Happy Birthday“ und übt ein bisschen, bevor der Stargast endlich eintrifft. Das Geburtstagskind freut sich in ihrer unnachahmlich herzlichen Art riesig, und genießt auch das Ständchen von der Musi. Marianne Hengl lässt keine Gelegenheit aus um zu betonen, wie stolz sie auf ihre Heimat und ihre Familie ist. So wünscht sie sich zum Geburtstag nur Zeit von ihren Geschwistern und deren Familien. Sie genießt gemeinsame Urlaube und Ausflüge, da werden sich die Verwandten wohl einige schöne Touren einfallen lassen.

Josef und Marianne Haitzmann freuten sich sehr auf ihr erstes Kind, aber der Schock nach der Geburt war groß. Das Baby ist behindert, eine Gelenksversteifung an allen vier Gliedmaßen entstellt den Körper. Erst ein halbes Jahr später können die Eltern ihre Tochter nach Hause holen.

„Daheim entdeckte die Familie zu ihrer Freude bald, dass ich kein bisschen unbeholfen oder quengelig war. Nein, ich war quietschvergnügt und munter – ein kleines Mädchen, das neugierig um sich blickte und alles genau beobachtete“, schildert Marianne in ihrer Biografie „Wirbelwind“, einem Titel, der sie sehr treffend beschreibt.

„Meine Eltern haben trotz der vielen Arbeit am Hof und auf dem Feld immer versucht mir viel Zeit zu schenken. Viel Zeit und sehr viel Liebe“, heißt es weiter. Und sie waren vor allem bestrebt, sie nach Möglichkeit zu fördern und zu unterstützen, das hieß mit Beginn des Schulalters eine schwere Entscheidung zu treffen.

Die Kleine wurde ins Elisabethinum in Innsbruck in die Schule geschickt. Für beide Seiten ein schmerzlicher Abschied, aber für die Zukunft von Marianne eine weiser Schritt, denn so wurde aus dem „Dianei“, wie der geliebte Ur-Opa sie nannte, die erfolgreiche Obfrau von dem Verein RollOn Austria, der die Interessen von körper- und mehrfachbehinderten Menschen vertritt. Heute wird im Gasthof Schörhof in Saalfelden groß gefeiert. Alles Gute Marianne!

Wer jetzt noch wissen will was ein Radio Manggei ist – so werden die Felle für die Mikrophone genannt, weil sie laut Franz Grießner ausschauen wie Manggei …

 

 

 

Volkszorn

Wer muss vor wem mehr Angst haben –

die Unkener vor den Flüchtlingen oder umgekehrt?

Die Stimmung bei der gestrigen Bürgerversammlung war hochexplosiv. Jene 25 Asylwerber, die dort bald in das ehemalige Hotel Alpina einziehen müssen werden wohl kaum willkommen geheißen.

Wie berichtet war geplant, rund 40 Personen in der Unterkunft unterzubringen. Nach ersten Protesten aus der Gemeinde reduzierte das Land die Anzahl vorerst. Bürgermeister Hubert Lohfeyer hatte einen Kompromissvorschlag unterbreitet. Er bot Wohnungen für zwei Familien im Kramerwirt an, das sei eine überschaubare Anzahl, mit der Unken leben könne. Nicht isolieren, sondern integrieren, lautete sein Ansatz. „Die Gemeinde Unken will mit diesem Modellprojekt einen Beitrag leisten“, so Lohfeyer, der betonte, dass diese Variante von den Bürgern begrüßt würde.

LR Martina BertoldLandesrätin Martina Bertold erklärte, warum der Vorschlag nicht angenommen werden könne. Die Quote der unterzubringenden Flüchtlinge wird von Salzburg nicht erfüllt, und das angebotene Quartier in Unken entspricht allen notwendigen Kriterien. Mit welcher Begründung sollte es also abgelehnt werden? Es könne auch keine gerechtere Aufteilung geben, so Bertold, sie müsse nehmen, was ihr angeboten werde. Daher habe Saalfelden mit 16.000 Einwohnern auch nicht mehr als rund 40 Asylwerber.

Christine Enzinger führt diese zwei Unterkünfte seit 2004. Sie betont, sie habe in dieser Zeit noch nie Schwierigkeiten gehabt. Als einzige Anwesende weist sie darauf hin, dass es in dieser Debatte nicht um Integration gehe: „Der Aufenthalt der Leute hier ist temporär. Wenn sie Asyl bekommen gehen sie in die Städte und leben nicht hier am Land. Die anderen dürfen ohnehin nicht in Österreich bleiben“. In diesen zehn Jahren hätten sich erst zwei ihrer Bewohner in Saalfelden niedergelassen.

Konfrontiert mit dem Unmut der Anwesenden forderte sie das Publikum auf: „Es sollen sich auch einmal die melden, die ein Hirn, Herz und eine Seele haben“. Dieser emotionale Aufruf war nicht dazu angetan, die Stimmung zu beruhigen. Gemeldet hat sich niemand.

Auch Hofrat Franz Erwin Eiersebner von der Migrationsstelle des Landes wählte eine unglückliche Formulierung. Er erklärte, dass hauptsächlich Männer ihr Land verlassen, weil für Frauen und Familien die Flucht zu beschwerlich und gefährlich sei. „Es kommen nette Burschen im besten Alter“, so Eiersebner wörtlich. Später fügte er hinzu, er habe damit sagen wollen, dass diese ihr Leben noch vor sich hätten und man ihnen eine Chance geben solle. Da war die Debatte um die Sicherheit der heimischen Frauen schon voll entbrannt.

Die Ängste und Sorgen der Bevölkerung äußerten sich hauptsächlich in dieser Richtung. Ein Anrainer sprach davon, dass er sich nicht mehr traut, seine Kinder allein nach Hause gehen zu lassen, und die Flüchtlinge eine Verschlechterung seiner Lebensqualität bedeuten. Es schien das Publikum wenig zu beeindrucken, dass Gerlinde Hörl von der Caritas über durchwegs positive Erfahrungen mit den Quartieren in Puch, Taxenbach und St. Anton berichtete.

Dass beide Seiten kaum Freude miteinander haben, ist nachvollziehbar. Für Asylwerber ist es nicht lustig, in einem Dorf ohne entsprechende Infrastruktur untergebracht zu sein. Und dass sich die Unkner lieber zahlende Touristen in dem Haus wünschen ist auch verständlich.

Aber muss man deswegen von einer „Schweinerei des Landes“ sprechen? Noch dazu als Gemeindevertreter? Flüchtlinge pauschal als Kriminelle und Vergewaltiger bezeichnen? Den ORF für zu positive Berichterstattung kritisieren? Dem Quartiergeber Geschäftemacherei vorwerfen, nur weil er tut, was die Meisten in seiner Situation tun würden – sein leerstehendes Haus nutzen.

Auch er goß übrigens noch Öl ins Feuer mit der Aussage, seine Frau sei entschieden gegen eine Nutzung im Rotlichtmilieu gewesen …

 

Interessierte Bürger

Bgm. Hubert LohfeyerHot Spot Unteres Saalachtal! Wer glaubt, wir stecken hier in der tiefsten Provinz, wo sich Fuchs & Henne Gute Nacht sagen – hat recht. Das ist eine Seite dieser schönen Gegend. Die andere ist pulsierendes Leben, Projekte die interessieren und polarisieren.

Daher gab’s gestern sogar zwei sehr wichtige Veranstaltungen gleichzeitig, man hätte sich wieder einmal klonen müssen. In Unken fand eine Bürgerversammlung zum geplanten Flüchtlingsheim statt, während in St. Martin zeitgleich das neue Thermenprojekt Gesundheitshotel der Bevölkerung vorgestellt wurde.

Hier wie dort herrschte riesiger Andrang, die Räumlichkeiten waren sowohl in Unken, als auch in St. Martin zu klein für den Ansturm an Interessenten. Während es im Turnsaal der Volksschule in Unken brodelte, war die Stimmung im Gasthof Hochmoos euphorisch. Die einen kochten vor Wut über die Unterkunft für Asylwerber, die anderen freuten sich über die Aussicht auf eine Nutzung des Heilwassers. Roland Grahammer

„Heute wären mir die Gäste fast verdurstet“, scherzt Wirt Hans Schlechter. Im Saal vom Hochmoos war kein Durchkommen mehr. Mit so großem Interesse hatten die Veranstalter offensichtlich nicht gerechnet.

In Unken gab es keinen Ausschank – war wohl besser so, sonst wäre das Niveau mancher Wortmeldungen womöglich noch tiefer gesunken …

 

(Foto oben: Bgm. Hubert Lohfeyer, unten: Projektbetreiber Roland Grahammer)

 

Auf Holzlatten

Die gute alte Zeit … da könnte man manchmal richtig nostalgisch werden – aber wer will heute noch mit Rock und Holzlatten Ski fahren?

144 Teilnehmer-innen traten zur bereits 6. Nostalgie Ski Weltmeisterschaft in Leogang an wie Anno dazumal. Der Verein „Anno 1900“ veranstaltete die Rennen mitten im Ortszentrum beim Schanteilift – mit Schanze! Die brachte viele Teilnehmer zu Fall, aber meist wurde der Kampf sofort wieder aufgenommen. Außer man hatte den Ski verloren, was bei den Lederriemen dazu führte, dass macnes herrenlose Brett allein ins Ziel kam …

Die Vereinsnamen der Wettkämpfer-innen sagen viel aus über die Gaudi bei dieser Veranstaltung: Junge Buam auf oide Brettln, Glemma Lattenflitza, Brettlartisten, Triestingtaler Nostalschibären, Telemark Pinzgau etc.

Als jüngste Teilnehmerin trat die 13jährige Anna Höller aus Leogang an. Sie holte sich in der Kategorie Holzski mit geschlossenem Absatz den Weltmeistertitel!

 

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