Denk mal!

SN

Im digitalen Zeitalter habenLeserbriefein Printmedien etwas herrlich altmodisches an sich. Inhaltlich können sie mit den online Wutpostings oft leicht mithalten..

Diese Schreiber haben sich zum Thema „Denkmal für Deserteure“ an die Salzburger Nachrichten gewendet. Das liegende X am Wiener Ballhausplatz wurde letzte Woche eingeweiht und ist offiziell ein Denkmal für Verfolgte der NS Militärjustiz. Bürgermeister Michael Häupl hielt in seiner Eröffnungsrede fest: „Es ist an der Zeit, dass unser Land denjenigen gedenkt, die sich den Befehlen des menschenverachtenden Regimes des Nationalsozialismus widersetzten und eine eigene Entscheidung getroffen haben.“

Die Herrn Leserbriefschreiber sind anderer Meinung und wiederholen jene Argumente, mit denen der Österreichische Kameradschaftsbund jahrelang gegen die Errichtung eines Denkmals protestiert hatte. Desertion sei in allen Rechtsstaaten ein Strafdelikt, welches mit empfindlichen Sanktionen verfolgt werde. Traurig, wenn man nach 70 Jahren immer noch nicht in der Lage ist, sich einzugestehen, dass man damals für ein Unrechtsregime gekämpft hat.

In beiden Schreiben ist die Rede von „Rücksichtslosigkeit“, „Feigheit vor dem Feind“ und „äußerstem Egoismus“, dem man hier ein Denkmal setze. Natürlich wird auch beklagt, dass die Kameraden im Stich gelassen und gefährdet worden seien.

Sehr geehrter Herr S.! Ich nehme an ich bin in Ihren Augen auch eine „neunmalkluge“ Spätgeborene. Noch dazu eine Frau, die keine Ahnung hat vom Dienst mit der Waffe. Ich erlaube mir dennoch, als begnadete Spätgeborene, deren Angehörige nicht im Krieg waren, darauf hinzuweisen, dass viele ihrer Kameraden ihr Leben nicht im Krieg verloren hätten, wenn mehr Deserteure das Hitler Regime geschwächt hätten. Wenn mehr Leute den Mut gehabt hätten, sich gegen dieses Regime aufzulehnen.

Sie haben das leider auch mit der Distanz so vieler Jahre noch nicht verstanden, sondern sind immer noch der Ansicht: “ Millionen deutscher Soldaten haben ihrem Fahneneid gemäß gekämpft … wie das Gesetz es befahl … um Deutschland und Österreich vor den Tod und Verderben bringenden rächenden Feinden zu retten“.

Dass Sie als Jugendlicher verblendet und gehirngewaschen waren ist verstänlich. Aber dass Sie auch im Alter noch keine Einsicht zeigen, ist mir unentschuldbar.

Tot gespart!

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Wir schreiben das Jahr 2025 und befinden uns in einem kleinen Dorf in Österarm. Die Gegend war einst als Pinzgau bekannt, aber seit der kürzlich erfolgten umfangreichen Verwaltungsreform ist das ehemalige Österreich nun in West-, Ost-, Süd- und Nordgau eingeteilt. Man erhofft sich dadurch enorme Einsparungsmöglichkeiten. Trotz massiver Proteste der Bevölkerung wurden die rigorosen Pläne umgesetzt. Selbst die wütenden Tiraden von Fritz Nagl, dem Ur-Urenkel der einst legendären Wutoma aus Rauris, konnten daran nichts ändern. Aber im Volk gärt es. Nagl ruft mit Hilfe des Kleinformats zum offenen Widerstand auf.

In Wien, der Hauptstadt des Landes, die sich im Ostgau befindet, ist man sich der brisanten Lage bewusst. In einer eilig einberufenen Krisensitzung berät die Regierung wie man die Situation entschärfen könnte:

Minister A: Ignorieren, die Deppen. Denen drehen wir den Geldhahn zu, dann werden sie schon kuschen.

Minister B: Also Herr Kollege, ein bissl mehr Verständnis bitte für unsere Wählerinnen und Wähler. Sie wissen, ich komme auch aus dem Westen und ..

A: Ja, eben, und warum hast dann deine Leit nit besser im Griff? Da hilft nur noch aushungern sag‘ ich.

B: Aber wir haben doch eh schon alles wegrationalisiert was man …

Sekretär 1: Mit Verlaub meine Herrn, wir wollten doch die Situation beruhigen. Ich schlage vor, wir veranstalten für die Bevölkerung im Westgau zum Nationalfeiertag ein großes Fest und …

Sekretär 2: Genau, bravo. Gute Idee Herr Kollege. Brot und Spiele für’s Volk. Hat schon bei den Römern funktioniert.

Präsident: Bringt jetzt endlich konkrete Vorschläge, ich hab‘ ja nicht ewig Zeit mir wegen dieser Alpenrebellen den Kopf zu zerbrechen!

Minister B: Selbstverständlich, untertänigst Herr Präsident. Als ehemaliger Westgauer kenne ich meine Landsleute sehr gut und schlage vor, wir veranstalten ein zünftiges Bierzelt, wo zu Ehren des Nationalfeiertages die Militärmusik spielt.

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Minister A: Heast bist du so deppat oder verstellst du di nur? Ist dir entgangen, dass dein Vor-Vorgänger die Militärmusik abgeschafft hat. Haben sich damals eh auch ein paar Querulanten ziemlich aufgeregt. Da hat’s ja noch dieses lästige Facebook gegeben, wo immer alle gleich wegen jeder Lappalie einen Shitstorm verursacht haben. Gut dass sich das aufgehört hat, seit der Gründer, dieser Zuckerhut, im Seniorenheim sitzt und nur noch mit seine Betreuer befreundet ist.

B: Ja, ich glaub ich kann mich erinnern. War das der, der dann am Heldenplatz behauptet hat „Die Österreicher können sich trotz der Sparmaßnahmen zu 100 % auf ihr Bundesheer verlassen. Darauf haben sie mein Wort!“ Hab‘ ich in Geschichte gelernt. Der Schmäh war gut, haha.

A: Genau, dass so viel Dummheit nicht weh tut! Der ist dann aber eh recht bald in der Versenkung verschwunden.

Präsident: Egal jetzt, dann muss eben eine andere Blasmusik her, das ist ja nicht so wichtig. Hauptsache sie spielen diesen Rainermarsch und was die Leute halt alles zum schunkeln bringt.

Sekretär 1: Herr Minister, darf ich ihnen kurz erläutern, dass sich die Blasmusikkapellen nach dem Ende der Militärmusik nach und nach alle aufgelöst haben. Hat übrigens zu einem riesigen Aufstand bei den Tourismusbetrieben geführt. Weil sich anscheinend die Gäste beklagt hätten. Da sind damals vielleicht die Folgewirkungen unterschätzt worden.

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Jedenfalls konnten die Kapellen mit der Zeit keine Musiker mehr rekrutieren und haben sich daher andere Betätigungsfelder gesucht. Meines Wissens haben einige umgeschult und sich bei Jodelvereinen und Schuhplattlern integriert.

B: Und was bitte haben Jodler mit dem Nationalfeiertag zu tun? Können sie die Bundeshymne jodeln?

2: Das wäre bestimmt möglich Herr Minister. Ich bin zwar kein Jodelexperte, aber es müsste doch möglich sein ihnen das beizubringen.

A: Seid ihr verrückt! Dann jodeln die womöglich noch „Heimat bist du großer Söhne“, nur weil sie das in der Schule so gelernt haben. Und wir haben wieder den Aufstand dieser lästigen Emanzen. Herrschaftszeiten, da wird sich doch ein passendes Programm gestalten lassen.

B: Eben, sonst könnten wir das Bundesheer ja gleich abschaffen, haha.

1: Ähemm, Herr Minister … hüstel … hmm…

B: Also was ist denn, so spucken sie es schon aus!

1: Das Bundesheer ist ja abgeschafft. Seit 2021. Da war die letzte große Reform quasi.

B: Was reden Sie denn da! Bundesheer abgeschafft. Wie könnte ich denn dann Verteidigungsminister sein?

2: Mit Verlaub, Sie erfüllen selbstverständlich weiterhin staatstragende Aufgaben. Die Draken und Eurofighter wollen bekanntlich verwaltet werden. Und unsere Kasernen konnten zum größten Teil erfolgreich neuen Nutzungen zugeführt werden. Es wäre auf jeden Fall von propagandistischem Vorteil, wenn sie diese Einrichtungen besuchen würden. Die ehemalige Struckerkaserne in Tamsweg haben wir erfolgreich in eine Erdäpfelfarm umgewandelt, und …

1.… die Wallnerkaserne in Saalfelden ist unser Vorzeigemodell. Wir konnten hier einen touristischen Leitbetrieb der Region errichten. Hat sich als ein absoluter Renner entwickelt. Die Anlage wurde so authentisch wie möglich erhalten, der schlichte Stil kommt sehr gut an. Die Leute sind ganz wild darauf, in ehemaligen Soldatenbetten zu übernachten, auch die Verpflegung ist original.

Präsident:Ausgezeichnet! Dann feiern wir dieses Jahr den Nationalfeiertag in Saalfelden mit Erdäpfelsuppe aus Tamsweg. Der Verteidigungsminister darf die Hymne selber singen.

B: Aber Herr Präsident, bei allem Respekt, ich …

Gerald! Wach auf! Du hast schon wieder Alpträume! Beruhige dich, du bist nicht Verteidigungsminister, sondern nur ein Vater in Karenz. Jetzt gib deiner Tochter endlich ihr Fläschchen, sie schreit schon die längste Zeit.

(Die Originalversion des Textes wurde etwas geändert, zur Vorsicht falls das Heer keinen Spaß verstehen sollte …)

Ministerielle Fehltritte

Aktuelle Vorfälle veranlassen diePinzgauerin sich Gedanken über das Personal der Republik zu machen. Fassen wir zusammen:

1. Eine Ex Justizministerin, die eine eigenwillige Einstellung zur Todesstrafe hat. Wo nicht jeden Freitag gemeuchelt wird, scheint es der stellvertretendenden Generalsekretärin des König Abdulla Zentrums ja gar nicht sooo arg … Die Abaya der saudischen Frauen vergleicht sie mit den Talaren der Richter. Weil beides eh recht bequem. An dieser Stelle des Interviews lacht die Dame herzhaft.

2. Dann ist da noch der ehemalige Finanzminister, der gerade sehr glaubwürdig der interessierten Öffentlichkeit erläutert, dass er eigentlich keine Ahnung von Finanzen hat. Weil zu schön, um sich mit langweiligen Steuervorschriften herumzuschlagen. Muss man doch nicht alles selber wissen, dafür hat man ja Personal. Und eine geschäftstüchtige Ehefrau.

legopolizist

3. Ein Innenminister, der nach Brüssel gewechselt ist, hat es derzeit auch nicht leicht. Da wird dem Hobbylobbyist doch tatsächlich übel genommen, dass er in detektivischer Kleinarbeit einen Bestechungsskandal aufdecken wollte. Als ob er etwas dafür könnte, dass er so ein mieses Englisch spricht, dass er bestimmt missverstanden worden ist.

4. Der aktive Verteidigungsminister bemüht sich konsequent das eigene Amt abzuschaffen. Scheint zumindest kein Sesselkleber der Mann. Da hat sein Vorgänger mehr Herz für’s Heer gezeigt. War ja auch nur ein Zivildiener.

Daraus darf guten Gewissens der Schluss gezogen werden, dass die Rekrutierungsmodelle der Parteien zu wünschen übrig lassen. Es wird gern gemunkelt, nach welchen Kriterien die Posten vergeben werden. Von Burschenschafterbeziehungen, Wirtschaftsbünden, Länderinteressen und Stammtischfreundschaften ist die Rede.

Warum nicht endlich einheitliche Kriterien einführen? Um völlige Unabhängigkeit zu gewährleisten und unschöne Blamagen zu vermeiden schlage ich vor die Kandidaten durch ein neutrales Assessment Center auf Herz und Nieren prüfen zu lassen. Oberstes Prinzip: die in Frage kommende Person darf für den vorgesehenen Posten auf keinen Fall eine adäquate Ausbildung oder berufliche Erfahrung vorweisen.

Ärzte und Ärztinnen, Krankenschwestern, Pfleger und ähnlich verwandte Berufe scheiden als Gesundheitsminister daher automatisch aus. Verkehrsminister darf nur werden, wer noch nie Zug, Bus oder ein anderes öffentliches Verkehrsmittel benutzt hat. Sie sind Lehrerin und wollen Bildungsministerin werden? Keine Chance, weil dann könnten sie womöglich vor Gericht nie glaubhaft erklären sie hätten keine Ahnung vom System Schule gehabt. Und eine Frau als Frauenministerin wäre natürlich ein no go …

 

Mit einem solchen System können eventuell in Zukunft unliebsame Auftritte von Ministern vermieden werden. Altlasten sind natürlich weiterhin tickende Zeitbomben. Was machen eigentlich Herbert „…ich sage es in aller Klarheit“ Haupt und Hubert Gorbach, bekannt durch „The world in Vorarlberg is too small…“?

 

Stadt in Not

Ausgerechnet heute am Welttag der Obdachlosen ist der Stadt Salzburg ein großer Schritt zur Bewältigung der „Bettlerproblematik“ gelungen.

Naja, vielleicht auch nur ein kleiner. Aber bitte, der gute Wille zählt. Man hat sich bemüht.

Und einen Verhaltenskodex mit 17 Regeln ausgearbeitet! Die Broschüre ist mehrsprachig und sogar bebildert, damit sie auch für Analphabeten verständlich ist.

Die „Notreisenden“ erfahren daraus was in der Stadt verboten und unerwünscht ist, vom aggressiven Betteln und Betteln mit Kindern bis hin zum Vortäuschen einer Behinderung.

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„Der Leitfaden soll die klaren gesetzlichen Regelungen die es schon gibt, auch der Zielgruppe verständlich machen“, erklärt dazu die Vizebürgermeisterin und Sozialstadträtin Anja Hagenauer (SPÖ).Er liegt in Notquartieren auf und wird auch in verschiedenen Einrichtungen an die Bettler verteilt.

Ein eigener Abschnitt richtet sich auch an die Bürger der Stadt. Er ist nur in deutscher Sprache und ohne Illustrationen. Darin wird um Verständnis für die Bettler gebeten und um Freundlichkeit ersucht. Es stehe jedem frei, Bettlern etwas zu geben oder nicht.

Woran erinnert mich das nochmal … Ach ja, da war doch heuer dieser kleine Aufreger in Zell am See, mit der Benimmbroschüre für Araber. Die dann schnell wieder eingezogen wurde.

Die Bettlerbroschüre könnte ein ähnlich glückloses Schicksal erleiden. Vermutlich wird die Zielgruppe sie aber ohnehin nicht wahrnehmen… Denn wer nicht lesen kann, wird auch mit den Bildern wenig anfangen können.

Oder hättet ihr erraten, was Regel Nr. 4 bedeutet?

Text: „Wenn Sie zum Betteln gezwungen werden, gehen Sie zur Polizei“.

Wahrlich ein origineller Tipp. Wird von den Notreisenden bestimmt gerne beherzigt!

70 Jahre verschollen

AlmrauschHeute noch sieht Susanne Pinn das Bild der blühenden Almrausch vor sich, als wäre es gestern gewesen. Ein ganz besonderes Platzerl war das, mit vielen kräftig roten Almrausch.

Damals, im Juli 1944, war die Fuscherin 14 Jahre alt und mit einer Freundin in den Bergen unterwegs.

In dem Meer von Blumen in der Nähe der Wachtbergalm sehen die zwei Dirndl plötzlich Jemand sitzen. Von weitem halten sie die Gestalt mit den langen Haaren für eine Frau, die ebenfalls Blumen pflückt. Erst beim Näherkommen erkennen die Mädchen, dass es sich um einen Mann handelt. Schließlich wird ihnen klar, dass er tot ist. Wenn Susanne Pinn heute von diesem Vorfall berichtet, dann schildert sie zwar akribisch die Umstände. Wie der Tote ausgesehen hatte, wie er gekleidet war, dass er eine Leinentasche bei sich trug. Was sie bei diesem Anblick gefühlt hat erwähnt sie nicht. Auch wenn die Kinder durch den jahrelang Krieg abgehärtet waren, muss das ein grausiger Fund gewesen sein. Allein auf der Alm mit einem unbekannten Toten! Hatten sie Angst, was haben sie gedacht was passiert sein könnte?

Frau Pinn geht darauf nicht ein. Aber wenn man der lebhaften Dame genau zuhört, kann man doch die Panik der Mädchen nachvollziehen. Sie seien zur nächsten Almhütte gerannt und hätten einem Jäger erzählt, was sie gesehen haben. Zurück in Fusch haben sie auch eine Meldung bei der Gendarmerie gemacht. Später erfährt sie, dass der Tote an Ort und Stelle eingegraben wurde. Fünf Reichsmark hat ein Hüterbub dafür bekommen. Vermutlich wir er die Leiche nur schnell verscharrtwird haben. Es war ja nur ein Zwangsarbeiter, der von der Baustelle des Kraftwerks in Kaprun geflohen war. Woran er gestorben ist lässt sich heute nicht mehr feststellen. Er könnte abgestürzt sein, oder an Entkräftung zugrunde gegangen.

Groppo-006Als die Nazis ihn verschleppten, hatte Giuseppe Groppo seiner Mutter noch vom Lastwagen herunter versprochen er werde zurück kommen. Sie hat nie mehr etwas über ihren Sohn erfahren. Erst 70 Jahre nach seinem Tod konnte das Schicksal des jungen Italieners endlich geklärt werden.

Susanne Pinn hat dieses Erlebnis nie mehr losgelassen. Es hat sie belastet, dass die Familie des Toten nichts von ihm wusste. „Mich hat oft das Gewissen geplagt, wenn ich an den Burschen gedacht habe. Wie schrecklich das für die Eltern sein muss, nicht zu wissen was aus ihm wurde, keinen Ort zu haben um zu trauern.“ Auch sie hat ein Kind verloren, durch einen Verkehrsunfall.

Als sie eine Sendung mit Moderator Sepp Forcher sieht, der über die beim Kraftwerksbau in Kaprun ums Leben gekommenen Arbeiter berichtet, meldet sie sich beim ORF. Giuseppe Groppo wurde in dem Beitrag nicht erwähnt und sie will erreichen, dass auch dieses Opfer gewürdigt wird. Susanne Pinn ist eine bescheidene, warmherzige Frau. Es ist für sie nicht einfach, mit dem Fernsehen Kontakt aufzunehmen und ihr Versuch bleibt ergebnislos. Forcher ist nicht zu sprechen, es nimmt sich auch sonst niemand des Falles an.

Als dann der aus Bramberg stammende Historiker Rudi Leo in einem öffentlichen Aufruf nach Zeitzeugen sucht, ergreift Pinn erneut ihre Chance. Nun kommt der Stein endlich ins Rollen, denn diesmal haben sich die richtigen Zwei gefunden. Der Autor des Buches „Pinzgau unterm Hakenkreuz“, beginnt sofort zu recherchieren. Obwohl es den Gendamerieposten in Fusch nicht mehr gibt, gelingt es ihm mit viel Glück, die alten Akten im Archiv in Bruck zu finden. Im Bericht der Gendarmerie vom 25. Juli 1944 wurde festgehalten, dass im Gebiet zwischen Imbachhorn und Roßkar, ca. 400 m oberhalb der Wachtbergalmhütte ein männliches Skelett gefunden worden war. „Nach umfangreichen Ermittlungen wurde festgestellt, dass der aufgefundene Tote mit Giuseppe Groppo, geb. 24.10.1926 in Mason, Italien, ident ist.“ Dem Akt ist zu entnehmen, dass der Tote als italienischer Hilfsarbeiter in Kaprun beschäftigt war und am 17.6.1944 von seiner Arbeitsstelle geflüchtet ist. Als Todesursache wird vermutet, dass er im Imbachhorngebiet abgestürzt und seinen Verletzungen erlegen ist.

Gedenken an die Gefallenen: Giuseppe und sein Bruder Battista

Nicht nur die wahre Todesursache würde man zu gern erfahren. Es gibt einige Details an der Geschichte, die man gern klären würde, die aber wohl für immer ungelöst bleiben. In dem Bericht ist von einem männlichenSkelettdie Rede und Susanne Pinn erzählt, sie hätte sofort gesehen, dass unter der Hose nur nochKnochenwaren. Wenn der Arbeiter am 17. Juni 1944 aus Kaprun geflohen ist, kann er jedoch höchstens ein Monat dort gelegen sein. Selbst wenn er durch die Arbeit bereits sehr ausgemergelt war, erscheint es seltsam, dass der Tote in dieser Zeit bereits skelettiert war. Auch die anscheinend langen Haare des Italieners machen stutzig, die während der Gefangenschaft sicher ganz kurz gewesen sein müssen, und in diesen wenigen Wochen der Flucht nicht viel gewachsen sein können. Ein tragisches Schicksal, dessen Einzelheiten wir wohl nie erfahren werden.

Rudi Leo startet nun einen neuen Aufruf. Diesmal werden italienischsprachige Helfer gesucht, um die Familie des Toten zu finden. Nach Recherchen in Pfarren, Archiven und Meldeämtern in der in Frage kommenden Provinz, können tatsächlich die Angehörigen von Giuseppe ausgeforscht werden. Zwei von seinen sechs Geschwistern leben noch. Ein Bruder ist nach Australien ausgewandert, der andere ist in Mason geblieben, ist aber krank und nicht mehr ansprechbar.

Am Wochenende waren seine drei Kinder mit ihren Familien erstmals im Pinzgau und haben in Fusch an einer würdigen Gedenkveranstaltung für ihren Onkel teilgenommen.

Das Treffen mit der Frau, der sie es zu verdanken haben, dass sein Schicksal aufgeklärt werden konnte war eineberührende Begegnung, bei der kaum ein Auge trocken blieb.

Mit Hilfe einer Dolmetscherin kann Susanne Pinn endlich nach 70 Jahren der Familie Groppo erzählen, was sie erlebt hat. Umgekehrt erfährt sie von den Italienern, was damals passiert ist. Giuseppe war Partisane und wurde von den Faschisten mitgenommen. Er hatte noch zu fliehen versucht, wurde aber von der Mutter zurückgehalten. Weil die Soldaten nicht Deutsch gesprochen haben, dürfte sie fälschlich angenommen haben es würde ihm nichts passieren. Vom Lastwagen herunter hat er ihr zugerufen er würde zurückkommen…

Die Eltern

Sie hat ihren Sohn nie wieder gesehen und nie mehr etwas von ihm gehört. Eine leidgeprüfte Frau, die noch einen zweiten Sohn im Krieg verloren hat. Besonders tragisch – Battista wurde noch im April 1945 von den Nazis erschossen. Giuseppe hätte vermutlich bessere Überlebenschancen gehabt, wäre er in Kaprun geblieben.

Beim Austausch der Informationen herrschte eine aufgeregte, lebhafte Atmosphäre, es wurde gelacht und geweint, zeitweise redeten alle Personen gleichzeitig. Es gab so viel zu erzählen …

Aber als Susanne Pinn die roten Almrausch, sein Grab, beschrieb wurde es still und feierlich. „So ein schönes Platzerl, die schönsten Almrosen hat er gehabt“ erinnerte sie sich an jenen Tag im Juli 1944, als wäre es gestern gewesen.

 

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