Flüchtende Bürger
Bürger verlassen erbost eine Bürgerversammlung! Des einen Freud, des anderen Leid – für eure lokale Berichterstatterin und Politologin ein gefundenes Fressen, für die Vertreter der Gemeinde ein Desaster. Aber auch für die Davongelaufenen kein Ruhmesblatt. Schließlich sind diese Versammlungen ja dazu da um Fragen zu stellen und zu diskutieren, und nicht um die Flucht zu ergreifen.
Die Gemüter erhitzt hat ein geplantes Hotelprojekt auf der Loferer Alm. 150 Betten, und eine 110 m lange Front, das ist nicht jedermanns Sache, obwohl Bürgermeister Norbert Meindl (ÖVP) stark für das Projekt geworben hat. „Wollen wir uns entwickeln oder nicht“, plädierte er für eine aus seiner Sicht touristische Notwendigkeit.
Wenig überraschend gab es keine Wortmeldungen, die erklärten Lofer solle sich nicht entwickeln. Die meisten Anwesenden, die ihre Meinung äußerten, sprachen sich jedoch gegen das geplante Konzept und ein Hotel in dieser Größe aus.
FPÖ und SPÖ sind ebenfalls gegen die Pläne. Karin Berger (FPÖ) kennt als Wirtin vom Gasthof Hochmoos die Erwartungen der Gäste. „Wir werben mit dem Almenidyll, aber wenn dieser Tempel gebaut wird, verdient es diesen Namen nicht mehr. Wir müssen uns auf die Stärken von Lofer konzentrieren“, so Berger. Sie ist der Ansicht Lofer braucht den Tourismus, aber nicht um jeden Preis.
Die Kritiker bezweifeln auch, dass die erforderliche Auslastung erreicht werden könne und geben die schwierigen Fahrverhältnisse auf die Alm zu bedenken. Im Vergleich zur Schotterstraße auf die Forsthofalm in Leogang sei die Straße zur Loferer Alm eine Autobahn, kontert der Bürgermeister. Georg Dürnberger, mit seinem Restaurant Soderkaser ein unmittelbarer Nachbar und daher direkt Betroffener, ortet eine Planungsunsicherheit. Das Konzept sei für ihn nicht nachvollziehbar. „Wir brauchen etwas, aber nicht in dieser Form, sonst ist die Almenwelt Geschichte“, befürchtet der Bauer und Wirt.
Die Stimmung wird zunehmend angespannt, auch weil ein besonders heftiger Kritiker besonders oft das Wort ergreift. Der Bürgermeister wird leicht sarkastisch und erklärt, er begrüße es dass so viele Gegner anwesend seien. „Ich habe den Tourismus nicht erfunden, die Lifte haben unsere Vorgänger gebaut.“ Die seien damals noch mutiger gewesen, meint der Ortschef.
Plötzlich kommt größere Unruhe und Bewegung in den Saal, die ersten Zuhörer stehen auf und gehen, nicht ohne vorher ein „das soll eine Bürgerversammlung sein“, zu murmeln. Einige andere schließen sich an und verlassen den Saal. Daraufhin meint Johann Hohenwarter (Landmaschinen Hohenwarter) vorwurfsvoll in Richtung Podium: „Ihr macht ja Alle narrisch. Die Zeit ist noch nicht reif, es hat doch keinen Sinn, die Leute auseinanderzubringen.“
Danke Lofer, für das aufregende Erlebnis!