Vom Aussterben bedroht
Substantiv, maskulin
Betonung: Gutmensch
Lautschrift: [ˈɡuːtmɛnʃ]
„Ein [naiver] Mensch, der sich in einer als unkritisch, übertrieben, nervtötend o. ä. empfundenen Weise im Sinne der Political Correctness verhält, sich für die Political Correctness einsetzt“ (Duden).
Der sog. „Gutmensch“ ist eine aussterbende Art, er wird zusehends von der dominanten Gattung „Wutmensch“ verdrängt.
Vor allem in Westeuropa finden sich nur noch seltene Exemplare dieser Spezies.
Seit der Gutmensch vor allem von rechten Kreisen gejagt wird, hat sich seine Anzahl in den heimischen Regionen stark dezimiert. Er tritt nur noch äußerst selten in Erscheinung, und wenn wagt er sich nur heimlich aus seinem Revier und geht seiner Tätigkeit als Gutmensch nach. Wird er dabei erwischt, sieht er sich meist nicht nur hämischem Spott und Beschimpfungen ausgesetzt, er wird zusehends auch bedroht.
Doch was macht den Gutmensch in den Augen seiner Gegner überhaupt so gefährlich? Seine stärksten Waffen sind nur seine Empathie und sein Gewissen. Seine Feinde werfen ihm allerdings vor naiv zu sein. Der naive Gutmensch, das ultimative Schimpfwort. Schlimmer noch: der linkslinke Gutmensch. In den Augen seiner Kritiker würde er wahrscheinlich auch den brutalsten IS-Terroristen in Schutz nehmen, jeden Mörder mit Fußfessel belohnen und Europa dem Untergang weihen.
Selbst unter Wissenschaftern ist jedoch umstritten, was genau den Gutmensch zum Gutmensch macht!
- Ist ein Gutmensch, wer am Zebrastreifen bremst?
- Reicht es, ein mal im Jahr für Licht ins Dunkel zu spenden?
- Sind es nur Gutmenschen, die nicht zuschauen wollen, wie Menschen ertrinken? Und es inakzeptabel finden, dass auf europäischem Boden Frauen und Kinder in einem Zeltlager im Schlamm versinken.
- Ist man ein Gutmensch, wenn man „hässliche Bilder“ nicht akzeptieren will? Obwohl Außen-, Innen- und Verteidigungsminister sie in trauter Eintracht für notwendig halten.
- Wenn man es bedenklich findet, dass internationale Verträge gebrochen werden. Stichwort „Obergrenze“. Dass ausgerechnet der Justizminister Menschenrechte für relativ und dehnbar hält.
- Muss man ein Gutmensch sein, um eine Bestechung der Türken, damit sie Europa die Flüchtlinge vom Leibe halten, ekelhaft zu finden?
- Ist man ein Gutmensch oder ein naiver Tölpel wenn man lieber Fleisch kauft, das zwar teurer ist, dafür die Tiere aber artgerecht gehalten wurden?
- Sind es nur Gutmenschen, die bei Politikermeldungen wie „Festung Europa“, „ausgerottete Neandertaler“, „Zäune errichten“, „abschrecken“, „Mistkübel Europa“ und dergleichen mehr Gänsehaut bekommen?
Es gibt Stimmen, die so ein Verhalten und so eine Gesinnung selbstverständlich finden. Aber sie werden immer leiser. Derzeit sind die Schreihälse am Wort. Je wütender, lauter und aggressiver, desto mehr Gehör finden sie.
Das sind die, die irgendwann einmal wieder von nichts gewusst haben wollen. Die vielleicht nur ihre Pflicht getan und Befehle befolgt haben. Die glauben, damit ihrem europäischen Vaterland gedient zu haben. Die es damit nur in den Abgrund getrieben haben werden. Aber Schuld werden dann natürlich eh wieder die anderen sein.
Comments
Comments are closed.