Unleidliche Dauerpatientin
Hallo Freunde,
Die Lebensgeister derPinzgauerin sind seit April auf Sparflamme geschalten, dadurch wurde nicht nur das Provinzecho, sondern auch dessen treue Leser vernachlässigt.
Man verletzt sich am Fuß und denkt – eh deppert, aber Hauptsache man kann mit Gipshax ja noch schreiben.
Das war wohl ein bissl naiv, denn der Körper war auf kranksein gepolt und hatte keine Lust zu schreiben. Er wollte nur noch leiden, schlafen, essen und mit dem Kater kuscheln. In der Reihenfolge. Manchmal umgekehrt. Bis auf das Leiden deckte sich dieses Programm übrigens zu 100 % mit den Bedürfnissen meines Mitbewohners.
Unterbrochen wurden diese Rituale von gelegentlichen Kontroll-Besuchen im Krankenhaus in St. Johann in Tirol. Und je öfter man dort auf der Unfallstation stundenlang wartet, desto mehr Gelegenheit hat man, seine Umgebung kritisch wahrzunehmen. Seit dem letzten Unfall vor fünf Jahren kenne mich hier bereits bestens aus – damals war die Situation noch verschärft durch einen Gips an der Hand und am Fuß! Und ich sah mich erstmals mit der schweren Glastür konfrontiert, die es zu überwinden gilt, wenn man in die Behandlungsräume gerufen wird.
Nicht dass man denkt eine Unfallstation in einem relativ neuen Krankenhaus hätte eine Tür, mit einem automatischen Öffner, wie sie in jedem Kaufhaus und jeder Bank selbstverständlich sind. Nein, das ist eine ziemlich große, ziemlich schwere Tür, die von den Patienten geöffnet werden muss. Patienten mit Krücken, mit Schmerzen, mit eingegipsten Gliedmaßen. Wenn man Glück hat, kommen einem andere Patienten zu Hilfe, die es weniger schwer erwischt hat, oder denen es bereits besser geht. Den Designer dieser Groteske müsste man tagelang in dieses Wartezimmer sperren, damit er mit ansehen kann, wie sich die Opfer seiner Pläne plagen, um diese Hürde zu überwinden. Hauptsache wir fliegen zum Pluto, aber sind nicht fähig, eine patientenfreundliche Tür zu installieren! Nicht zu reden von anderen glorreichen technischen Errungenschaften, die das bescheidene Patientendasein erleichtern könnten.
Warum gibt es Bildschirme im Warteraum, wenn diese nicht eingeschalten sind? In der Zeit, die ich dort verbracht hab‘, hätt‘ ich mir schon Rambo 1 bis 10 reinziehen können. Auch eine elektronische Anzeige wäre hilfreich. Dann müssten man nicht bei jedem Namen, der aufgerufen bzw. hingenuschelt wird, rätseln, ob das der eigene gewesen ist, und wenn ja, in welchen Raum man humpeln soll. Stress pur.
Hoffe es ist jetzt eh länger wieder Ruhe mit den Krankenhausbesuchen. Der Hax ist laut Doc gut geheilt, aber die Hitze setzt ihm leider arg zu. Immer no schiach geschwollen – siehe aktuelles Foto! Und was kriegt man dagegen verschrieben? Nicht etwa eine Wunder-Heilsalbe, oder kühlendes Gel etc. Nein, Kompressionstrümpfe! Bei fast 40 Grad.
Während alle vernünftigen Menschen mit Flipflops und kurzen Hosen/Röcken unterwegs sind, braucht diePinzgauerin dicke Plastikstrümpfe und feste Schuhe (Danke im Vorhinein für euer Mitgefühl).
Jedenfalls bin ich deswegen immer noch ziemlich geschlaucht und man hat ja auch noch einen Full-time Job und einen Lebensabschnitts-Kater, die beide volle Aufmerksamkeit verlangen. Da bleibt für das Provinzecho leider nicht mehr viel Energie übrig. Wenn man erst mal aufgehört hat täglich zu schreiben, dann kommt noch der jetzt-ist-es-eh-scho-wurscht-Effekt dazu. Schau ma mal, ob der Flow wieder kommt. In diesem Sinne hoffentlich bis bald, eure Pinzgauerin
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