TTIP: Fluch oder Segen?
Stell dir vor alle reden von TTIP und niemand weiß genau was es eigentlich ist!
Das traf auf die prominent besetzte Runde, die in der Wirtschaftskammer Zell am See über das umstrittene Freihandelsabkommen zwischen EU und USA diskutiert hat, natürlich nicht zu.
Befürworter, Skeptiker und Ablehner haben ihre jeweilige Position sehr stichhaltig und überzeugend vorgebracht.
Sogar so stichhaltig, dass man sich dabei ertappte, die eigene Position mit jedem Statement zu wechseln.
Bringt TTIP doch ungeahnte Vorteile für die heimische Wirtschaft, durch den Wegfall unterschiedlicher Standards und Normen, wie Hausherr Nick Kraguljac erläuterte?
Andererseits, was ist mit den sozialen Standards, den Rechten der Arbeitnehmer, von Umwelt- und Tierschutzaspekten gar nicht zu reden? Das Chlorhuhn geistert durch die Medien, wie ehemals vor dem EU Beitritt die Schildläuse im Joghurt. Diese Panikmache kritisierte Walter Koren, Abteilungsleiter der Außenwirtschaft Austria, der meinte Angst schaffe keine Arbeitsplätze und: „Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.“
Ziemlich polemisch, aber ihn dürfte Othmar Karas, EU Abgeordneter und entschiedener Befürworter des Abkommens, nicht gemeint habe als er für eine „Versachlichung der Debatte“ plädierte. „“Wir leben in einer globalisierten Welt, wenn wir die Globalisierung nicht regeln, gewinnt der Stärkere,“ verbreitete er ein Schreckensszenario ohne das Abkommen.
Auch die Landwirte sind besorgt. Bezirksbauernbund-Obmann Nikolaus Vitzthum äußerte Bedenken der heimischen Bauern.
Er wies auf die unterschiedlichen Strukturen der Betriebe in Österreich und den USA hin: Während bei uns noch familiäre Strukturen üblich sind, dominiert in den USA die industrielle Landwirtschaft. Genverändertes Saatgut, unterschiedliche Standards beim Tierschutz sind nur einige Aspekte, die die Bauern kritisch beurteilen.
Die Befürworter am Podium hielten diesen Sorgen nur ein lapidares „Man muss das ja nicht kaufen wenn man nicht will“ entgegen. „Die Abstimmung erfolgt an der Kassa“. So weit, so unrealistisch. Weil das ja jetzt schon so übersichtlich ist, woher ein Produkt stammt, was drin ist, und wie es erzeugt wurde!
Aber für US Botschafterin Alexa Wesner (von Kraguljac mit ‚his excellency‘ betitelt) liegen die Vorteile klar auf der Hand: „More choice, more jobs, more security and economic strength“, fasste sie zusammen. Wer würde das nicht begrüßen? Aber zu welchem Preis, fragt sich die skeptische Pinzgauerin …?
Auch die grüne Bundesrätin Heidi Reiter bezweifelte diese glorreichen Aussichten. Einer noch riesigeren Auswahl an Produkten kann sie ohnehin nichts abgewinnen.
„Wer braucht 100 Joghurts“, kritisierte Reiter. Sie plädierte dafür, sich auf die Situation in der EU zu konzentrieren. „Wir haben Wichtigeres und Dringenderes zu tun um das Vertrauen in die Politik wieder herzustellen als ein Abkommen zu unterstützen, das große Konzerne bevorzugt.“
Wer noch Fragen hat möge die Salzburger Nachrichten lesen, beschied Chefredakteur Manfred Perterer einem Zuhörer aus dem Publikum. Aber Kraguljac kritisierte die negative mediale Berichterstattung über das Transatlantische Freihandelsabkommen. „Boulevardmedien neigen dazu sich die ‚Rosinen‘ herauszupicken, wie das Chlorhuhn und den Tiroler Speck“, erläuterte Perterer. Wichtig seien seriöse Informationen und keine Kampagnen. Es gelte: „Das Leben ist zu kurz, um schlechte Zeitungen zu lesen“, so der Chefredakteur launig.
Dem kann ich nur zustimmen! Lest gute Blogs Leute!
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