Skrupellose Gaunereien
Wollt ihr in zehn Minuten 2000 Euro einnehmen? Wie? Geht ganz einfach. Man besuche eine Rhetorikschulung, nehme eine Decke, einen Zaubertrank oder sonstiges Wunderzeug und läute an beliebigen Haustüren. Dh. am besten an Haustüren älterer Menschen. Idealerweise bei älteren alleinstehenden Menschen.
Elfriede M. (Name von derPinzgauerin geändert), ist 91 und lebt allein in einer Wohnung in Zell am See. Sie wurde kürzlich von einem „Fachberater“ für Naturfelldecken heimgesucht. Dem gewieften Verkäufer gelingt es innerhalb von nur zehn Minuten, die Mindestrentnerin zum Kauf von zwei Decken um 2.230 Euro zu überreden. Decken, denen man ihren stolzen Preis wahrlich nicht ansieht. Könnte man im Lagerhaus wahrscheinlich um 20 Euro bekommen.
Allerdings, diese Decken versprechen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit. Mit 91 wird einem das kostbare Leben doch wohl die paar Euro wert sein! Frau M. ist schnell überredet. Für die erforderliche Anzahlung von 200 Euro begleitet Mr. Super Salesman sie sogar zur Bank! Als der Spuk vorbei ist, setzt bei Elfriede M. wieder der Hausverstand ein. Sie ist verzweifelt und kann sich nicht erklären, wieso sie sich zu diesem Kauf hinreißen hat lassen. Von den gefinkelten Marketingtricks dieser Haustürmafia hat sie keine Ahnung. Glücklicherweise sucht sie Hilfe, obwohl ihr die Sache sehr peinlich ist.
Bei der Arbeiterkammer sind solche Fälle bestens bekannt. „Diese Leute sind gut geschult und lernen in Rhetorikkursen wie man Menschen bedrängt und manipuliert“, erklärt Konsumenten- schützerin Bettina Flöckner.
Der Klassiker dieser unlauteren Geschäfte seien Matratzen und Decken, es würden aber auch Produkte zur Krebsheilung angeboten. Es werde bewusst mit Ängsten von älteren und allein stehenden Personen kalkuliert.
Auch Frau M. wurde mit solchen Argumenten unter Druck gesetzt. „Selbst wenn die Konsumenten von dem Kauf zurücktreten, rentiert sich das Geschäft für die Firmen, denn viele Leute kämpfen nicht um ihre Anzahlung, die meist gerichtlich eingefordert werden muss“, erläutert die Juristin.
Nachdem Frau M. der Firma schriftlich und eingeschrieben ihren Rücktritt von dem Geschäft bekannt gibt, erhält sie neuerlich Besuch von dem Vertreter. Er habe sie beschimpft, und die Decken zurückgefordert schildert die Pensionistin. Gut instruiert zeigt sie diesmal jedoch Courage und weist ihn ab. Sie habe die Decke nicht mehr zu Hause, es wird ein Treffen für den nächsten Tag vereinbart.
Am Parkplatz beim Hallenbad kommt es dann zum hollywoodreifen Showdown. Elfriede M. hat nicht nur die Decken, sondern moralische Unterstützung durch eine Verwandte mitgebracht. Mr. Skrupellos fährt im protzigen Audi vor, begutachtet die Decken und behauptet sie seien verschmutzt. Vor dieser Methode wurde seitens der Arbeiterkammer bereits gewarnt und beeindruckt die Damen daher nicht. Sie fordern die 200 Euro Anzahlung zurück. Der Deckenexperte bietet an das Geld zu überweisen, darauf lassen sich die Frauen wohlweislich nicht ein. Er droht mit Anzeige, das kostet sie nur ein herzhaftes Lachen. Sie packen die Decken und gehen. Ein bühnenreifer Abgang.
Wenige Meter weiter kommt ihnen der Audi nach. Überraschung: Die Firma habe eingewilligt und ihm genehmigt das Geld bar auszuzahlen. Decken und Geld wechseln die Besitzer…
In diesem Fall trotz Ärger und Scherereien ein Happy End. Es ist jedoch zu befürchten, dass es Opfer dieser Geschäftstaktik gibt, die sich nicht zu helfen wissen. Also Augen auf vor kräftigen Männern mit einem großen Sack, denn es ist leider meist nicht der Weihnachtsmann.
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