Neue Heimat?
So sicher wie das Christkind kommt alle Jahre wieder die Herbergssuche. Verzweifelt werden Quartiere für Menschen gesucht, die nicht besonders willkommen sind. Das kennt man ja. Seit 2000 Jahren.
In Stuhlfelden wurde man jetzt fündig. Einladend schaut es ja nicht gerade aus, das Neumayerhäusl. Auf seinem prominenten Platz mitten im Zentrum, direkt neben der Kirche, hat es bestimmt schon bessere Zeiten erlebt. Seit einigen Tagen wohnen sechs Asylwerber dort. Alleinstehende Männer aus Afrika. Sie sind die Quotenflüchtlinge des Landes. Gerechte Aufteilung nennt das die Innenministerin. In Salzburg müssen daher bis Jänner noch weitere 200 Plätze gefunden werden. Egal wo und wie, es gilt die Quote zu erfüllen.
Der Oberpinzgauer Regionalverband hat nun ein brauchbares Modell präsentiert. Die Idee hinter dem Konzept ist die Unterbringung der Flüchtlinge durch die Gemeinden und nicht durch private Quartiergeber, ein durchaus begrüßenswerter Ansatz. Die Kommunen brauchen keinen Gewinn erwirtschaften, dadurch ist eine angemessene Unterbringung und Betreuung eher gewährleistet als bei Vermietern, die ihre leerstehenden Hütten auf vermeintlich einfache Weise vermarkten wollen.
Christine Enzinger hat dieses Modell für die Oberpinzgauer Gemeinden ausgearbeitet. Die Saalfeldnerin hat viel Erfahrung mit der Unterbringung von Asylwerbern, seit 20 Jahren betreibt sie private Quartiere. Enzinger verknüpft den humanitären Aspekt mit wirtschaftlichen Argumenten. Sie hat den Gemeinden vorgerechnet, dass sie mehrere Wohnungen mieten, und von der Entschädigung, die sie vom Land erhalten, auch ein bis zwei Betreuer finanzieren können. Dadurch wird es möglich, auch kleine Einheiten ökonomisch und menschlich zu verwalten.
Für Gemeinden und Regionen, die vom Land gedrängt werden die erforderliche Quote zur erfüllen, eine sinnvolle Lösung. Deswegen muss man sie nicht in den Himmel loben wie das ein lokales Wochenblatt getan hat. „Der RV Oberpinzgau sah die Not, vor allem der Flüchtlinge, und wurde aktiv“, heißt es da. Ehre wem Ehre gebührt, aber dass es dem RV um die Not der Flüchtlinge geht, darf durchaus bezweifelt werden. Neutraler formuliert heißt es in der offiziellen Aussendung: „Der Regionalverband Oberpinzgau möchte hier unterstützend auftreten“. Allerdings wird auch hier beschönigt, wie das bei diesem sensiblen Thema leider häufig der Fall ist. Das Projekt solle „für die nun eintreffenden AsylwerberInnen bestmögliche Integrationschancen bieten“. Und weiter: „Die vom RV finanzierte Betreuerin weist die AsylwerberInnen in die örtliche Kultur, gesellschaftlichen Umgangsformen und Traditionen ein“.
Ich sehe schon die Flüchtlinge mit Lederhosen im Bierzelt sitzen und Jodelkurse besuchen … Warum kann man der Bevölkerung nicht ehrlich sagen, dass es in den wenigsten Fällen um Integration geht, weil die meisten der Ankömmlinge keinen legalen Aufenthalt in Österreich bekommen werden. Jene sechs Männer aus Afrika ziemlich sicher nicht, denn ihre die Asylchancen stehen schlecht. Ohne ihre individuellen Fluchtgründe zu kennen, spricht die Statistik gegen sie. Warum also wird ständig von Integration gesprochen, wenn es sich doch meist nur um Durchzugsstationen handelt?
Damit suggeriert man ein Idyll, das spätestens dann brüchig wird, wenn die tatsächlich gut integrierten Menschen abgeschoben werden sollen, und sich vom Bürgermeister, Pfarrer und Lehrer abwärts die ganze Dorfgemeinschaft für „ihre“ Schützlinge einsetzt …
Aktueller Beitrag im Bezirksblatt
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