Der Lauser
Schlimme Tiger-Entzugserscheinungen!
DiePinzgauerin entwickelt sich daher zunehmend zur Katzenmama für die benachbarten Miezis. Da ist der weiße Ferdi mit dem Tigerschwanz. Der schaut nicht nur optisch aus wie ein Verwandter vom Tiger, er war praktisch wie ein großer Bruder für meinen Mitbewohner. Lange hat er den Annäherungsversuchen und Spielaufforderungen meines kleinen Schatzes keine Beachtung geschenkt. Hat ihn einfach höflich ignoriert, wenn der Tiger ihn unverdrossen immer wieder freudig umworben hat. Jetzt sitzt er täglich erwartungsvoll vor meiner Tür und ich habe das Gefühl er vermisst den kleinen Kerl auch.
Mit dem schwarzen Kater von den anderen Nachbarn war der Tiger aber eher auf Kriegsfuß. Das freche Vieh heißt tatsächlich Lauser. Man glaubt es kaum, denn der Name ist in dem Fall wirklich treffend. Zu Lebzeiten des Tigers hat er uns beide ziemlich genervt, weil er nur darauf gewartet hat, sich Zugang zum Haus zu verschaffen.
Er ist hier ständig auf der Lauer gelegen, und sobald ich die Haustür aufgemacht habe, ist er herein geschossen und zum Fressnapf vom Tiger gestürmt. Hab‘ ich ihn gepackt und hinausgeworfen, ist er an mir vorbei sofort wieder ins Haus gerannt. Selbst Radikalmaßnahmen wie anspritzen haben ihn nicht beeindruckt. Der stammt aus dem Tierheim und muss sich sein zu Hause mit drei Katzenkonkurrenten teilen. Da ist er wohl einen raueren Umgang gewohnt.
Wenn ich die Tür wieder zugemacht und ihn rausgesperrt habe, hat er heftig an die Tür geklopft und miaut. Das klingt lustig, war’s ja eigentlich auch, mit welcher Gier er sich über den Napf gestürzt hat, und wie zielstrebig er immer wieder probiert hat ins Haus zu kommen.
Andererseits war es auch ziemlich nervig, weil der arme Tiger jedes Mal einen hysterischen Anfall bekommen hat und ich natürlich meinen Kater beschützen wollte. Als der Lauser das erste Mal so bei uns eingedrungen ist, hab‘ ich ja noch gedacht mein Tiger würde sein Reich wohl selber verteidigen, aber er hat mich nur flehentlich angeschaut und ist hilflos im Vorhaus herumgeirrt.
Jetzt mache ich mir Vorwürfe, dass ich ihn vielleicht nicht genug beschützt habe! Am Ende ist ihm die ganze Aufregung zuviel geworden?
Jedenfalls scheint der Lauser mich jetzt als seine Katzenmama adoptiert zu haben. Da ich den Tiger ja nicht mehr verteidigen muss, jage ich den frechen Eindringling nicht mehr aus dem Haus, wenn er mich besuchen kommt. Das hat dazu geführt, dass er es sich inzwischen täglich bei mir recht gemütlich macht, und schon fast hier eingezogen ist. Am liebsten schläft er auf dem Kratz-Korbsessel vom Tiger. Auf der Matte unter der Haustür liegt er auch sehr gern – als wäre er der Chef hier …
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