Kriegswirren
Jahrelang dieses Ziel vor Augen. Reporterin sowieso, aber natürlich nicht als fade Lokaljournalistin. Gott behüte, im Pinzgau – undenkbar.
Die große weite Welt hätte es ein müssen. Natürlich jener Teil der Welt, wo es Konflikte, Spannungen, Ungerechtigkeiten gab…
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Dieser Traum resultierte aus dem pubertären Drang die Welt retten zu wollen. Oder zumindest zu verbessern. Für gerechtere Verhältnisse zu sorgen. Bei historischen Ereignissen dabei zu sein. Was hätte man dafür gegeben, beim Fall der Berliner Mauer mit der Kamera am Check Point Charly zu stehen, und diese gewaltigen Momente einzufangen!
Zum Glück ist daraus nie etwas geworden. Weil die Dürnbergerin natürlich völlig ungeeignet wäre für den Einsatz auf Schauplätzen wo Gewalt, Mord, Terror auf der Tagesordnung stehen. Weil sie es nicht aushält, wenn Menschen einander Leid zufügen. Weil sie daher nicht einmal die Berichte darüber ertragen kann. Somit schon die längste Zeit nur noch überblicksartig die Medien konsumiert. Für eine Politologin vielleicht befremdlich, aber dass dieser Terror allerorts auch noch umfassend bildlich dargestellt wird, das ist mir so zuwider!
Muss man wirklich Enthauptungsvideos zeigen? Standbilder davon in den Zeitungen abdrucken! Nein, muss man natürlich nicht! Man tut es eben, weil Quote, Auflagen, Abgestumpft, was weiß ich. Was sich Qualitätsmedium nennt, erklärt dazu meist verschämt, dass man sich die Entscheidung eh nicht leicht gemacht habe. Sei intern heftig diskutiert worden … und dann konnte man eben doch nicht widerstehen.
Ich brauche als Konsumentin nicht sehen, wie einem Mann vor laufender Kamera die Kehle durchgeschnitten wird. Als halbwegs emphatischer Mensch trifft mich das Grauen auch ohne Bilder. Als „Beweis“ sind solche Mittel auch nur bedingt tauglich. Die Verschwörungstheoretiker bezweifeln die Echtheit ohnehin. Warum auch immer. Die große Mehrheit stumpft dadurch meiner Meinung nach nur ab. Für die ist das wie jeder Horrorfilm auch. Eh geil. Manchen dient das gar zur Motivation, wie man hört. Cool, da möchte man am liebsten selber mitkämpfen!
Viel wird dieser Tage gerätselt, was Menschen, die in Österreich aufgewachsen sind oder hier Sicherheit gesucht haben, dazu treibt in den Jihad zu ziehen. Viel Unfug ist dazu geäußert worden. Gerade im Gedenkjahr erinnert das an die Begeisterung, mit der die jungen Soldaten in den Ersten Weltkrieg gezogen sind. Aber denen kann man zumindest zugute halten, dass die sicher weniger Ahnung gehabt haben, worauf sie sich einlassen. Hat ja noch kein Fernsehen und Internet gegeben. Dafür sind sie zumindest für das eigene Land in den Kampf marschiert. Vermeintlich um die Heimat zu verteidigen!
Aber was haben Tschetschenen in Syrien zu tun? An den Mythos Islam glaube ich nicht, die Religion wird hier sicher nur vorgeschoben, bzw. ist ein kleiner Aspekt in d Allerdings denke ich, dass die generelle Verachtung für den Westen eine wichtige Rolle spielt. Dazu kommt die feste Überzeugung, als Muslime Opfer von ständiger Diskriminierung, Ausgrenzung und Benachteiligung zu sein. Die meisten Medien, die ich konsumiere, teilen diese Selbsteinschätzung. Wobei, diese Medaille hat zwei Seiten. Ausgrenzung durch die Österreicher findet sicher statt, kein Zweifel, aber diese Community grenzt sich auch selber stark aus und ab. Ich sage das ungern, aber mir haben persönlich Tschetschenen immer wieder erklärt, dass sie von den Gesetze in Österreich nichts halten. Ein Phänomen, das man auch bei anderen Minderheiten beobachten kann. Die Mehrheitsgesellschaft an sich wird zwar verachtet, aber die Vorteile des Staates, die ja von der Gesellschaft ermöglicht werden, nimmt man gern in Anspruch. Sicherheit und Sozialleistungen werden als selbstverständliches Recht erachtet, die Pflichten ignoriert.
Da braucht es strenge Kontrollen, intensive Überwachung, rigorose Bestrafung. Allerdings, so einfach, wie sich das manche Kommentatoren vorstellen, geht das gar nicht. Im Fall der österreichischen Jihadisten ist immer die Rede davon, ihnen die Staatsbürgerschaft abzuerkennen, und sie abzuschieben. Anja Kröll fordert das in ihrem heutigen Leitartikel in den SN. Klare Signale seien gefragt, Aberkennung des Asylstatus und Menschen, die eine Gefahr für Österreich darstellen, abzuschieben. Schlimm, aber denkbar, dass den Möchte-Gern-Kriegern zwar der Asylstatus aberkannt wird, sie aber trotzdem in Österreich bleiben dürfen. Denn so ohne weiteres können sie nicht in ihr Herkunftsland abgeschoben werden, wenn ihnen dort Gefahr droht. Klingt verrückt, ist es auch. Aber wer sich jetzt entrüstet möge auch bedenken, dass das so ist, weil Österreich ein Rechtsstaat ist. Hier gibt es Gesetze und Regeln, die zwar manchmal lästig sind. Es gibt juristische Entscheidungen, die man nicht immer nachvollziehen kann. Aber angesichts des Chaos in den Terrorstaaten ist man doch froh, um die hiesige Ordnung. Und sei es, dass man akzeptieren muss, dass diese potentiellen Mörder womöglich im Land bleiben dürfen.
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