Vom politischen Senf
Ein politisches Lesebuch. Geschrieben von einem ehemaligen Politiker. Was soll, was darf man sich davon erwarten? Walter Thaler, Ex-Bürgermeister von Zell am See, bezeichnet sein Buch als eine Geschichte des Konfliktes zwischen Schriftstellern und Politik. Er lässt bedeutende Vertreter der österreichischen Literatur ebenso zu Wort kommen, wie weniger bekannte Autoren.
Thaler hat Germanistik und Politikwissenschaft studiert und ist im Reich der Literatur ebenso daheim, wie in der Welt der Politik, in Theorie und Praxis. Er versucht in seinem Buch zu klären, ob Schriftsteller etwas zur Problembewältigung in liberalen Demokratien beitragen können.
Gehört es überhaupt zur Aufgabe von Schriftstellern, das Wort zu ergreifen um Missstände anzukreiden und politisch Unbedarften die Augen zu öffnen?
Für Thaler haben Schriftsteller bessere Möglichkeiten sich auszudrücken und Gehör zu verschaffen. Ihre Waffen sind das Wort und die mediale Bekanntheit. Diese Ressourcen gilt es zu nutzen. „Der einzelne Bürger schreibt Leserbriefe, die kaum Beachtung finden, aber Schriftsteller haben ganz andere Möglichkeiten, darum sollen sie in der politischen Arena mitmischen“, so Thaler. Schriftsteller sollten ruhig Anstoß erregen.
Man muss seinen Senf nicht zu jedem Würstel beitragen, aber auf jeden Fall zu Grundsatzfragen.
Einige von Thaler befragte Autoren sehen das anders. Josef Haslinger beispielsweise hält nichts davon, sich in die Politik einzumischen, das sei nicht seine Aufgabe. Es gibt Tendenzen, Schriftsteller die sich mit kritischen Kommentaren zu politischen Themen äußern, als „Nestbeschmutzer“ und Staatsfeinde“ zu denunzieren. Aber selbst ein so heftig Geächteter wie einst Thomas Bernhard, wird posthum von der Politik als großer Künstler verehrt.
„Der Heimat treue Hasser. Schriftsteller und Politik in Österreich“, das neue Buch von Walter Thaler, wurde kürzlich im Steinerwirt in Zell am See vorgestellt.
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