Love is in the air!
Wahldiskussion in Saalfelden: die vier Politiker am Podium äußern sich dank der launigen Moderation von Heinz Bayer ausgiebig dazu, ob sie sich gern haben. Oder wie sie sich in Zukunft noch mehr lieb haben könnten.
Zukunft lautete das Thema, aber es wurde viel in den vermeintlichen Fehlern der Vergangenheit gewühlt, dh. die Opposition wühlte bei der roten Mehrheit, die sie diesmal brechen will. Seit 1949 stellt die SPÖ den Bürgermeister und wird ihn sicher nach dem Wahltag immer noch stellen. Ob sich die Mehrheit für Erich Rohrmoser, der erst seit einem Jahr im Amt ist, nochmal ausgeht? Es gibt jedenfalls starke Gegner, die das auf jeden Fall verhindern wollen.
Abgesehen von Emotionen waren Visionen das zentrale Thema des Abends im Kunsthaus Nexus. Zeitweise hatte man fast den Eindruck man befinde sich auf einem Esoterikseminar, umschwirrt von Begriffen wie Erleuchtung, Ideen, Mediation… DiePinzgauerin hält es in dieser Hinsicht ja mehr mit Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky der meinte „Wer Visionen hat braucht einen Arzt!“
Aber in Saalfelden wurden seitens des Publikums vehement Ideen und Visionen eingefordert. Unterstützt von Markus Latzer, der nicht nur feststellte, dass es keine Visionen gibt, sondern:
Mia hobn jo koan Plan!
Saalfelden wisse nicht, wo es hingehört: Einkaufs-, Schul-, oder Sportstadt, von allem gibt es ein bisschen. Aber wie gesagt, es herrsche Ideenlosigkeit …
Bürgermeister Erich Rohrmoser hingegen ist stolz auf die vielen Standbeine, wünscht sich aber einen pulsierenden Ortskern mit vielen Mischbetrieben. Wohin sich Saalfelden entwickeln soll, werde mit Architekten besprochen, es habe einen Bürgerworkshop gegeben – und man habe sich mit vielen Visionären zusammengesetzt. Aber:
Wahrsager bin ich keiner!
FPÖ Kandidat Thomas Schweighart, beklagt zwar dass im Zentrum jedes vierte Geschäft leer steht. Aber zur Kritik über das häßliche Gewerbegebiet in Harham kontert er mit dem Hinweis darauf, dass die Größe dieser Betriebe nicht in den Ort passe.
Saalfelden soll im Kern ein Europark werden.
Der grüne Ferdinand Salzmann sieht sich angesichts der roten Übermacht in der Rolle von David gegen Goliath.
Er beklagt unter anderem die mangelnde Informationspolitik seitens der SPÖ.
Die Zukunft Saalfeldens sieht er in der Erhaltung der Natur. Dazu wären kleinere Gewerbegebiete notwendig. Aber das Areal in Harham wurde gestern sogar beträchtlich erweitert. Aus seiner Sicht:
Harham war ein Kardinalfehler
Bei den in Saalfelden brennenden Fragen Verkehr und Wohnungen darf die Position der Kandidaten als bekannt vorausgesetzt werden. So brachte die Diskussion zwar keine neuen Erkenntnisse, war aber als Stimmungsbild durchaus interessant.
Dank der witzigen, fast kabarettreifen, aber sachlich sehr korrekten Moderation von Heinz Bayer war jedenfalls ein hoher Unterhaltungswert gegeben.
Die Frage aus dem Publikum „Wie können die Parteien konstruktiver zusammenarbeiten?“ Übersetzt Bayer für sein Podium: „Wie können wir uns mehr lieb haben?“
Das erscheint trotz persönlicher Wertschätzungen aufgrund gravierender inhaltlicher Unterschiede schwierig. Wo eine Seite eine Mehrheit hat, gibt es zwangsläufig viel Unmut bei den Mitbewerbern. So erklärt Latzer zur Aufforderung nicht so viel zu streiten: „Ich streite nicht, weil ich ohnehin nichts zu melden habe.“
Schweighart sieht ohnehin keinen Bedarf, sich lieb zu haben, denn: „Es ist nicht gut, wenn alle gleich sind“. Deshalb könnten die Wähler ja entscheiden…
Das bringt der Bürgermeister auf den Punkt, als – scherzhafte – Antwort auf die Frage, ob er nicht nur Herz und Verstand, sondern auch den Mut habe, gegen die eigene Partei zu entscheiden. „Die Partei bin ich“.
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