Volkszorn

Wer muss vor wem mehr Angst haben –

die Unkener vor den Flüchtlingen oder umgekehrt?

Die Stimmung bei der gestrigen Bürgerversammlung war hochexplosiv. Jene 25 Asylwerber, die dort bald in das ehemalige Hotel Alpina einziehen müssen werden wohl kaum willkommen geheißen.

Wie berichtet war geplant, rund 40 Personen in der Unterkunft unterzubringen. Nach ersten Protesten aus der Gemeinde reduzierte das Land die Anzahl vorerst. Bürgermeister Hubert Lohfeyer hatte einen Kompromissvorschlag unterbreitet. Er bot Wohnungen für zwei Familien im Kramerwirt an, das sei eine überschaubare Anzahl, mit der Unken leben könne. Nicht isolieren, sondern integrieren, lautete sein Ansatz. „Die Gemeinde Unken will mit diesem Modellprojekt einen Beitrag leisten“, so Lohfeyer, der betonte, dass diese Variante von den Bürgern begrüßt würde.

LR Martina BertoldLandesrätin Martina Bertold erklärte, warum der Vorschlag nicht angenommen werden könne. Die Quote der unterzubringenden Flüchtlinge wird von Salzburg nicht erfüllt, und das angebotene Quartier in Unken entspricht allen notwendigen Kriterien. Mit welcher Begründung sollte es also abgelehnt werden? Es könne auch keine gerechtere Aufteilung geben, so Bertold, sie müsse nehmen, was ihr angeboten werde. Daher habe Saalfelden mit 16.000 Einwohnern auch nicht mehr als rund 40 Asylwerber.

Christine Enzinger führt diese zwei Unterkünfte seit 2004. Sie betont, sie habe in dieser Zeit noch nie Schwierigkeiten gehabt. Als einzige Anwesende weist sie darauf hin, dass es in dieser Debatte nicht um Integration gehe: „Der Aufenthalt der Leute hier ist temporär. Wenn sie Asyl bekommen gehen sie in die Städte und leben nicht hier am Land. Die anderen dürfen ohnehin nicht in Österreich bleiben“. In diesen zehn Jahren hätten sich erst zwei ihrer Bewohner in Saalfelden niedergelassen.

Konfrontiert mit dem Unmut der Anwesenden forderte sie das Publikum auf: „Es sollen sich auch einmal die melden, die ein Hirn, Herz und eine Seele haben“. Dieser emotionale Aufruf war nicht dazu angetan, die Stimmung zu beruhigen. Gemeldet hat sich niemand.

Auch Hofrat Franz Erwin Eiersebner von der Migrationsstelle des Landes wählte eine unglückliche Formulierung. Er erklärte, dass hauptsächlich Männer ihr Land verlassen, weil für Frauen und Familien die Flucht zu beschwerlich und gefährlich sei. „Es kommen nette Burschen im besten Alter“, so Eiersebner wörtlich. Später fügte er hinzu, er habe damit sagen wollen, dass diese ihr Leben noch vor sich hätten und man ihnen eine Chance geben solle. Da war die Debatte um die Sicherheit der heimischen Frauen schon voll entbrannt.

Die Ängste und Sorgen der Bevölkerung äußerten sich hauptsächlich in dieser Richtung. Ein Anrainer sprach davon, dass er sich nicht mehr traut, seine Kinder allein nach Hause gehen zu lassen, und die Flüchtlinge eine Verschlechterung seiner Lebensqualität bedeuten. Es schien das Publikum wenig zu beeindrucken, dass Gerlinde Hörl von der Caritas über durchwegs positive Erfahrungen mit den Quartieren in Puch, Taxenbach und St. Anton berichtete.

Dass beide Seiten kaum Freude miteinander haben, ist nachvollziehbar. Für Asylwerber ist es nicht lustig, in einem Dorf ohne entsprechende Infrastruktur untergebracht zu sein. Und dass sich die Unkner lieber zahlende Touristen in dem Haus wünschen ist auch verständlich.

Aber muss man deswegen von einer „Schweinerei des Landes“ sprechen? Noch dazu als Gemeindevertreter? Flüchtlinge pauschal als Kriminelle und Vergewaltiger bezeichnen? Den ORF für zu positive Berichterstattung kritisieren? Dem Quartiergeber Geschäftemacherei vorwerfen, nur weil er tut, was die Meisten in seiner Situation tun würden – sein leerstehendes Haus nutzen.

Auch er goß übrigens noch Öl ins Feuer mit der Aussage, seine Frau sei entschieden gegen eine Nutzung im Rotlichtmilieu gewesen …

 

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