Rieser Wer?
DiePinzgauerin ist auf der Suche nach dem neuen Andreas-Rieser-Platz in Bramberg.
Der Geistliche aus Dorfgastein gilt als Vorbild fĂŒr Zivilcourage und Menschlichkeit. Er hatte 1938 ein NS kritisches Schreiben verfasst, das ihm zum VerhĂ€ngnis wurde. Gegen Rieser wurde Anklage wegen âSchmĂ€hung des FĂŒhrers und der Partei, und wegen Verdachtes des Hochverratesâ erhoben.
WĂ€hrend der Haft in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald erhielt er von Mitgefangenen den Titel âEngel von Dachauâ. Nach der Befreiung 1945 war Rieser von 1948 bis zu seinem plötzlichen Tod 1966 Pfarrer in Bramberg.
Es brauchte den in Bramberg geborenen Historiker Rudi Leo, der das Schicksal des mutigen Geistlichen aus der Vergessenheit holte. Seinem Engagement ist es zu danken, dass nach Rieser letzte Woche ein Platz benannt wurde und er eine Erinnerungstafel erhalten hat.
In einer Hörfunksendung ĂŒber die Progrome vom 9. November 1938 und die aktuellen SchĂ€ndungen der Stolpersteine in Salzburg sprach Dr. Leo ĂŒber sein aktuelles Buch „Pinzgau unterm Hakenkreuz“.
Er berichtete, dass ihn diese Geste seiner Heimatgemeinde optimistisch stimme. „Man hat gespĂŒrt, dass alle fĂŒr den Platz eingetreten sind. Die SchĂŒtzen, Musi, Kameraden – alle sind dahinter gestanden.“
Klingt beeindruckend, als halbe Brambergerin mĂŒtterlicherseits bin ich stolz auf die Bramberger und mache mich auf die Suche nach der Tafel. Nachdem die ersten drei befragten Personen ĂŒberhaupt keine Ahnung haben wovon ich rede folgt Ratlosigkeit. Auch die nĂ€chste Auskunftsperson hat nie von Rieser gehört. Inzwischen ist mir der Platz selber nicht mehr so wichtig, ich könnte es auch googeln oder im Gemeideamt fragen. Aber wieso kennt keiner das Denkmal fĂŒr den ehemaligen Pfarrer?
Ich nĂ€here mich einer Gruppe junger MĂŒtter mit Kindern und hege neue Hoffnung. Wieder EnttĂ€uschung. Wie ist es möglich, dass sie weder den Namen kennen, noch von der feierlichen Einweihung am Sonntag etwas mitbekommen haben? Sie denken ich mĂŒsste mich irren, verweisen mich aber schlieĂlich an eine Dame, die glaubt die Tafel zufĂ€llig zu Allerheiligen gesehen zu haben…
TatsÀchlich, sie findet sich neben dem Friedhof, an der Wand des Kriegerdenkmals. Die Erinnerung an die Opfer der Nazis am Kriegerdenkmal? Ist das ein Zeichen der Versöhnung, oder unsensibel?
Ich frage Sepp Innerhofer, designierter Nachfolger von BĂŒrgermeister Werner Freiberger. Er bestĂ€tigt, dass sich die Gemeinde geschlossen fĂŒr das Denkmal eingesetzt hat. Vor allem die Krieger hĂ€tten sich besonders darĂŒber gefreut.
Der SPĂ Spitzenkandidat fĂŒr die Wahlen 2014 beobachtet mit Sorge, dass die Jugend nach rechts tendiert. Daher sei es wichtig die Geschichte aufzuarbeiten und ĂŒber diese Zeit zu informieren.Warum viele Bramberger anscheinend weder von Pfarrer Andreas Rieser, noch von seinem Schicksal eine Ahnung haben, kann er sich nicht erklĂ€ren. Es gibt also noch einiges zu tun.
Auch manche Wortmeldungen in der erwĂ€hnten Sendung stimmten wenig optimistisch. Ein Hörer war der Ansicht es sollten eben keine Stolpersteine verlegt werden: „Das provoziert nur und macht Ărger.“ Die Aussage „die Juden sollten sich ruhig verhalten“ war vermeintlich gut gemeint, damit “ nichts passiert“. Das ist aber leider immer noch diese fatale Haltung, dass die Opfer irgendwie selber schuld sind.
„Der Krieg ist ausgerastet“, meinte eine Anruferin! So sind Kriege eben …
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